Wir stellen uns vor - Marion Schaefer

Mein Name ist Marion Schaefer 1. Vorsitzende des Vereins Tierhilfe Angel da Relva.

Geboren wurde ich 1969 in der wunderschönen Eifel. Früh mit 18 Jahren hat es mich dann aus beruflichem Ehrgeiz in die Stadt gezogen, wo ich 30 Jahre in einem Tageszeitungsverlag, letztendlich als Leiterin der Finanzbuchhaltung gearbeitet habe. Nach einem berufsbegleitenden Studium zur Diplombetriebswirtin habe ich 2019 in die Leitung der Finanzbuchhaltung der Universität Bonn gewechselt.

In Bonn habe ich zunächst angefangen, ehrenamtlich im städtischen Tierheim Bonn zu arbeiten, dann viele Jahre für die Tierhilfe Süden, mit Auslandseinsätzen überwiegend in der Türkei im städtischen Tierheim von Alanya. Dort habe ich meine Herzenshündin Jolly getroffen, der ich versprochen habe, mehr zu tun als das, was ich damals leistete.

Es war die Hilflosigkeit, den vielen Erkrankungen gegenüber, die mich besonders beschäftigt hat.

Also begann ich 2001 eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin bei der ATM. 2004 absolvierte ich die Prüfung und begann gleichzeitig ein Haus zu bauen. Weg von der Stadt wieder zurück in die Eifel, wo ich zuhause war und bin. Gleich nach der Prüfung machte ich mich selbständig und bezog 2005 die Praxisräume in meinem Haus. Während meiner Ausbildung hospitierte ich bei einem befreundeten Tierarzt regelmäßig in der Kleintiersprechstunde und bei der OP-Assistenz. Dort entstanden weitere Kontakte zum Tierschutz Euskirchen und deren Partnerorganisationen, deren Arbeit ich jahrelang u.a. aktiv im Vorstand unterstützt habe. Das besondere Interesse am Auslandstierschutz und meine Kontakte dorthin blieben.

Heute sieht mein Leben folgendermaßen aus:

Vollzeit berufstätig, 200 KM tägliches Pendeln zum Arbeitsplatz, selbständige Kleintierpraxis, Haus, Garten, Hündin Nixe, Katzen Miguel und Sheila, Katzenpflegestelle des Vereins, auf dem Weg nach Hause noch schnell eine Vorkontrolle, Betreuung der Hundepflegestellen, Termine mit Interessenten, Fahrten zum Flughafen, wenn Iris – Fellnasentaxi nicht fahren kann, um ankommende Tiere abzuholen und die komplette Verwaltung des Vereins meistens dann, wenn andere schon schlafen.

Da wird ein abendliches Telefonat mit einem Interessenten schon mal zur Herausforderung und das Posten von Neuigkeiten kommt regelmäßig zu kurz. Privatleben beschränkt sich i.d.R. auf einmal die Woche Tatort am Sonntag

Übrigens, auch eine gemeinsame Leidenschaft von Gisela und mir.

Unterstützt werde ich hier in Deutschland von meiner Mutter und meinen lieben Pflegestellen, aktuell Michaela und Richard!

Wie es dazu kam:

Im September 2013 reiste ich mit meinem Lebensgefährten nach Sao Miguel. Es sollte ein Ziel sein, wo es kein Tierelend gibt, denn zu anderen Reisen war ich generell nicht bereit.

Wir verbrachten eine wunderschöne Wanderwoche und es erstaunte mich, dass es keine Straßentiere gab! Zwar fielen mir die Katzenrudel auf den Aussichtspunkten auf und ich beschloss zurück, in Deutschland lokale Tierschützer im Netz zu suchen, denen ich die Kastrationen der Tiere finanzieren wollte.

An unserem letzten Tag machten wir eine Wanderung runter nach Rocha da Relva, einem entlegenen Örtchen unterhalb der Klippen. Auf dem Weg dorthin lief uns eine kleine Katze zu, ca. 12 Wochen, der das rechte Auge komplett fehlte. Sie lief uns eine Weile hinterher und wollte offensichtlich Hilfe… aber wie und wo?

Ich als erfahrene Tierschützerin war vollkommen hilflos und wir mussten die Katze zurück lassen.

Aber ich konnte sie nicht vergessen! Zuhause suchte ich im Netz nach Tierschützern auf den Azoren und prompt meldete sich meine liebe Katrin, die ich aus dem türkischen Tierschutz kannte. Sie machte mich auf Facebook mit Marta bekannt.

Gleichzeitig wandte ich mich an eine lokale Organisation, von der ich heute weiß, dass es sie eigentlich nur auf dem Papier gibt. Da sie sich nicht meldeten, suchte ich nach Kliniken und wählte – es sollte so sein – Francisco Teves in Vila Franca aus und rief ihn an. Er organisierte, dass nach meiner Katze gesucht wurde, aber die Suche war erfolglos.

Deshalb beschloss ich 3 Wochen später wieder zurück nach Sao Miguel zu fliegen, um „Relva“ zu suchen. Marta bot mir an, bei ihr zu wohnen. Wir gingen nach Rocha da Relva, informierten die Menschen dort, fanden sie aber nicht.

Bei diesem Besuch zeigte Marta mir dann auch das wahre Gesicht der Insel. 4 Tötungsstationen, die wir alle besuchten, 2 davon zusammen geschusterte Verschläge in denen die Hunde nicht mal ausgestreckt liegen konnten. Sie warteten dort auf ihren Tod; man erzählte mir, dass ca. 50 Hunde pro Woche eingeschläfert werden. Und das auf einer Insel?!?!

Aus dem Shelter in Vila Franca – der inzwischen geschlossen ist – rettete ich Pablo, meinen ersten Tötungshund und gleich ein ausgewachsener Fila Sao Miguel……ihm sollten noch viele folgen.

Marta erzählte mir auch, dass sie eine deutsche Freundin hat, die mit ihrem Mann in Mosteiros lebt und bot mir an dorthin zu fahren.

So lernte ich Gisela und Dirk Brettschneider kennen und es war eigentlich „Liebe auf den ersten Blick“. Giselas verbindliche, offene und direkte Art gefiel mir; alles Eigenschaften, in denen wir uns sehr ähnlich sind und die uns bis heute auch in schwierigen Situationen zu einem super Team machen.

Zurück zuhause beschloss ich einen Verein zu gründen, um mit gezielten Kastrationsprojekten die Überpopulation einzudämmen; ein Verein mit Projekten nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Von der ersten Sekunde an dabei Francisco Teves den das Schicksal mir zugespielt hatte. Ich, ganz die Buchhalterin, holte erst einmal alle Genehmigungen ein und beantragte die Gemeinnützigkeit, die wir gleich erhielten, ebenso wie §11, Abs.1, Nr. 5. Die Eintragung des Vereins Tierhilfe Angel da Relva e.V. erfolgte dann am 11.04.2014. Zu dem Zeitpunkt gab es noch keine Pläne zum regelmäßigen Import von Tieren…… Aber eins war klar, eine kleine einäugige Katze hatte diesen Verein ins Leben gerufen und ihm seinen Namen gegeben „Angel da Relva“!

Katze „Relva“ wurde übrigens gefunden und ich konnte sie im Mai 2014 mit nach Deutschland nehmen. Leider wurde sie nur 4 Jahre später von einem Auto tödlich verletzt.

Wir begannen sofort damit, die wildlebenden Katzenrudel einzufangen – u.a. mit dem lokalen Verein Animais de Rua – auf FIV/FELV zu testen und zu kastrieren. Bei jedem Besuch knüpfte ich neue Kontakte und kannte bald alle zuständigen Amtsveterinäre. 2015 wurden wir gefragt, ob wir 7 gerade abgegebene Welpen übernehmen möchten. Ich sagte ja, unter der Bedingung, dass wir die Mutter kastrieren dürfen…..wir durften und man verstand endlich, wo das Übel an der Wurzel zu packen war. Es waren die nicht kastrierten Haushunde, die die Tötungshunde hervorbrachten!

Bei meinem nächsten Besuch unterzeichneten wir unseren ersten gemeinsamen Kastrationsvertrag mit der Stadt Ponta Delgada, dem noch einige gefolgt sind und folgen werden.

Durch den Kontakt zu Gisela und anderen lokalen Tierschützern lernte ich, dass meine dort lebenden Tierfreunde immer wieder mit Schicksalen konfrontiert wurden, die die Vermittlung der Tiere nach Deutschland erforderte. Ausgestattet mit den notwendigen Genehmigungen nahmen wir uns dieser Aufgabe an und seitdem treten jedes Jahr ca. 50 Hunde und 30 Katzen ihre Reise in ein glückliches Zuhause an.

Unser Fokus, der mit ca. 80% der Spendeneingänge und Zuschüsse der Airliner4Animals budgetiert ist, sind und bleiben die Kastrationen von Hunden und Katzen. Die Überpopulation zu bekämpfen bedeutet das Tierelend zu verringern! Die Kastrationsaktionen sind mit den Jahren immer vielfältiger geworden. Wir haben zum einen lokale Tierschützer, die sich immer wieder Plätze vornehmen, an denen Katzen gesichtet werden. Hinterhöfe voller Katzen von Privatpersonen werden ebenso kastriert, wie die Tiere, die wir selber aufnehmen und vermitteln.

Da die Zahl der Kastrationen kontinuierlich steigt, nutzen wir inzwischen auch die Dienstleistung einer zweiten Klinik, die Dr. Teves in der Nähe des Flughafens von Sao Miguel eröffnet hat und von unserem Goldstück Dr. Diogo geführt wird.

Besonders wichtig bei meiner Tierschutzarbeit sind mir Seriosität und gegenseitige Unterstützung auch vereinsübergreifend. Überhaupt kein Verständnis habe ich für Konkurrenzdenken im Tierschutz, denn der Bedarf an ehrenamtlicher Tätigkeit ist so groß, dass alles, was jemand macht, grundsätzlich erst einmal zu schätzen und zu würdigen ist.

Große Achtung habe ich auch vor dem uns entgegen gebrachten Vertrauen unserer Mitglieder und Spender, dem ich durch wirtschaftliche und gut strukturierte Vereinsarbeit versuche gerecht zu werden.

Wenn unser Verein auch wirklich klein ist, wachsen unsere Aufgaben kontinuierlich, immer wieder neue Katzenrudel, immer neue Hunde, die aufgegriffen werden, Betreuung von Pflegestellen auf den Azoren und in Deutschland, Organisation der Flugpaten und der Ausreise, Fahrten zum Flughafen, Verbringung der Tiere in ihr jeweiliges Zuhause oder PS. Telefonate, Vor- und Nachkontrollen, Betreuung der Tiere und oft auch viel Ärger mit Menschen, die sich das, was wir da tun, nicht im Entferntesten vorstellen können. Von unschätzbarem Wert ist es dann eine Freundin wie Gisela Brettschneider an der Seite zu haben, bei der man, selbst bei unterschiedlichen Meinungen – was selten vorkommt – sich immer ihrer Rückendeckung sicher sein kann. Selbstverständlich ist das umgekehrt genauso.

Frei nach unserem Motto: Gemeinsam sind wir unausstehlich

Inzwischen ist jeder Besuch wie nach Hause kommen. Im Wartezimmer beim Tierarzt trifft man Menschen, die man kennt, in der Klinik fragt man nach der Familie. Und bei Gisela und Dirk ist man bei Menschen, denen man vertraut und die einen mögen gerade so wie man ist – auch als Buchhalter und Vereins-Spaßbremse. Die gemeinsame Zeit ist immer viel zu kurz und die Tränen beim Abschied kommen immer von Herzen.

Nach wie vor bin ich der Überzeugung dass kein Lebewesen, weder Mensch noch Tier etwas dafür kann, wo es geboren wird und dass das Recht auf Respekt und Unversehrtheit jedem zusteht.

Und dass, die Vision von einem (Urlaubs)paradies für die Tiere auf Sao Miguel, Realität werden kann; unter anderem auch durch die Unterstützung der Airliner4Animals und indem wir stets mit gutem Beispiel voran gehen.

Natürlich retten wir im Tierschutz nicht die Welt, indem wir ein Tier retten, aber die Welt verändert sich, für dieses eine Tier!

Als ich aufgefordert wurde, mich erneut vorzustellen, habe ich gemerkt, dass vieles, was ich in 2018 über den Verein und mich geschrieben habe, immer noch Bestand hat, nur ehrlicherweise mit dem Unterschied, dass ich nicht nur noch erfahrener, sondern ein Stück weit auch müder geworden bin.

Die Herausforderung für mich persönlich ist es, sich dennoch weiterhin der großen Verantwortung zu stellen und verbindlich und konstant solide Tierschutzarbeit zu machen.